Wie ich mit Visiana Aktiven wirken will

In Anbetracht der vielen Dinge, die sich in unserer Welt gegen die Menschen und die Natur richten, überkommt mich oft ein großer Schmerz und eine tiefe Ohnmacht. Ich erkenne, dass ich selbst ein Teil des Systems bin und sehe kaum Änderungsmöglichkeiten. Ich fühle mich allein.

„Die Angst vor einer Zukunft, die wir fürchten, können wir nur überwinden durch Bilder einer Zukunft, die wir wollen.“ (GLS Initiator)

Gemeinsam in kleinen Schritten Alternativen ausprobieren – danach sehne ich mich heimlich. Doch ich habe Angst: Angst vor Verletzungen, Angst vor Enttäuschung, Angst mich in der Gemeinschaft zu verlieren, Angst in Selbstverpflichtung und Aktionismus zu versinken.

„Frage Dich nicht, was die Welt braucht, frage Dich, was Dich lebendig werden lässt und dann geh los und tu das.
Was die Welt nämlich braucht, sind Menschen, die lebendig geworden sind.“
(Harold Whitman)

Ich brauche Menschen, die willens sind, gemeinsam neue andere Wege des Miteinanders zu finden, um aus unseren gewohnten Mustern austreten zu können!

  • Wie wäre es, wenn wir ausschließlich aus Freude handeln statt auch aus einer inneren Verpflichtung oder Angst heraus?

  • Wie wäre es, wenn nicht derjenige die Aufgabe übernimmt, der sie am besten kann, sondern diejenige, die dafür brennt?

  • Wie wäre es, wenn Freiwilligkeit über Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Vereinbarungen steht? Und wie gehen wir mit der daraus resultierenden Unvorhersehbarkeit um?

  • Wie wäre es, wenn wir statt schnellen Kompromissen und einem harmonischen Wir-Gefühl, versuchen unsere Vielfalt zu leben und alle Gefühle sowie Verletzlichkeiten gleichermaßen herzlich willkommen heißen?

  • Wie wäre es, wenn wir uns genauso viel Zeit nehmen für’s Träumen, für Stille, für emotionalen Austausch und für Rückblicke, wie für unsere planmäßige Zielumsetzung? Wie wäre es, wenn der Weg, also unser Miteinander, unser Ziel ist und nicht der Erfolg unserer Pläne?

„Tue nichts, was du nicht aus spielerischer Freude heraus tust!1
Never to do anything that isn’t play.“ (Marshall B. Rosenberg)

„If it‘s not fun, it’s not sustainable ! …
Always try to keep this process playful. If it gets tough: Celebrate!“
(John Croft, Dragon-Dreaming)

„Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort treffen wir uns.“ (Sufi-Poet Rumi)

Bei all diesen lohnenswerten Idealen wünsche ich mir, dass unserer oberstes Ziel immer die Lebendigkeit / Echtheit und die Annahme / Freiheit bleibt und wir nicht unseren Wert daran bemessen, wie perfekt wir unsere eigenen Ideale umsetzen. Der Wille und der Weg macht für mich den Unterschied zum Gewohnten.

„Perfection is the enemy of the good!“ (John Croft, Dragon-Dreaming)


Fußnoten

1 „Wenn ich empfehle: ‚Tue nichts, was du nicht aus spielerischer Freude heraus tust!‘, halten mich manche für radikal oder sogar für gestört. Ich bin jedoch fest davon überzeugt, dass ein wichtiger Teil der Selbst-Einfühlung darin besteht, uns für Wahlmöglichkeiten zu entscheiden, die einzig und allein aus unserem Wunsch kommen, zum Leben beizutragen, und nicht aus Angst, Scham, Schuld und Verpflichtung heraus. Wenn wir uns der lebensfördernden Absicht hinter jeder unserer Handlungen bewusst werden, wenn die Energie in unserer Seele, die uns motiviert, einfach nur das Leben für andere und für uns selbst bereichern möchte, dann hat selbst harte Arbeit ein Element spielerischer Freude in sich. Die andere Seite der Medaille sieht so aus: Eine an sich erfreuliche Tätigkeit, die aus Verpflichtung, Angst, Schuld oder Scham heraus getan wird, verliert all ihre Erfreulichkeit und führt eher zu Widerstand.“ (Marshall B. Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens, Aufl. 11, Junfermann Verlag 2013, S. 155)


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