Ich bin anders. Du auch?
Nichts persönlich nehmen, für alles offen sein und einfach wie die anderen sein, dass gelingt mir nicht. Ich kann nur schwer kleine Spannungen einfach ignorieren, Lachen über andere ertragen oder Allgemeinsätze nicht auf mich beziehen. Und ich kann auch nicht ständig so tun, als wäre alles super und ich wäre gut drauf.
Zeigt mir mein Gegenüber hingegen seine Gefühle, Bedürfnisse und Verletzlichkeiten und ich bin eingeladen es ihm gleich zu tun, dann fühle ich mich emotional sicher, dann bin ich ein anderer Mensch, eben ganz ich. Egal wie unterschiedlich wird dabei sind!
(Nicht alle Teilnehmenden haben so starke Probleme im Alltag wie ich. Dennoch schätzen alle die besondere Atmosphäre unseres Miteinanders so sehr, dass sie sich gerne auf die Herausforderung unseres anderen Miteinanders einlassen.)
Und wie hilft da der Zuhörkreis?
Bei uns gibt‘s also kein Wir, wo wir uns darauf einigen, wie wir sind und wie wir miteinander sein wollen. Vielmehr geht es uns darum, ganz Ich-Sein zu dürfen im Kontakt mit den anderen. Wichtig dabei ist, dass wir uns gegenseitig – rein ich-bezogen, also vorwurfslos – mitteilen, wie es uns mit dem So-Sein des anderen geht. Deine Freiheit im Selbstausdruck wird somit ganz natürlich dadurch beschränkt, wie es den anderen damit geht, ohne dass es dabei ein Falsch oder Richtig gibt.
Gegenseitige Unterstützung geschieht bei uns also nicht dadurch, dass wir uns gegenseitig Tipps geben, uns in unserem gemeinsam Anders-Sein als andere bestärken oder wir einen absoluten Schutzraum errichten (wie bei den 12-Schritte-Gruppen). Unser Kreis hat noch nicht mal die Absicht etwas zu erreichen. Dennoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass mich diese besondere Form des Beisammensein nicht nur in inneren Frieden bringt, sondern langfristig auch mein Selbstverständnis stärkt, so dass es mir im Alltag leichter fällt, mit Situationen zurechtzukommen, die nicht meinen Bedürfnissen (s.o.) entsprechen.
Hinweis
Unser Miteinander ist angelehnt an die Gewaltfreie Kommunikation nach M.B. Rosenberg und Community Building Process nach S. Peck.